Anbauprozess von Beet- und Balkonpflanzen und Zimmerpflanzen im geschützten Anbau

Produktion der Fertigware aus generativ und vegetativ vermehrten Jungpflanzen

Hygiene (vor Anbau der Kultur)

Die Flächen, Gewächshauskonstruktionen, Töpfe oder Multiplatten/Trays sowie das Arbeitsmaterial, die Tische und Bändchengewebe der Standflächen werden vor dem Anbau der Kultur gründlich gereinigt und ggf. desinfiziert. Häufig findet gleichzeitig eine Belebung durch Mikroorganismen statt.

Beikrautregulierung

Eine großflächige Beikrautregulierung von Wegen sowie Flächen mit Bändchengewebe geschieht oftmals mittels eines Heißwassergerätes. Bei kleinräumigen Anwendungen wie unter Tischen oder auf Plattenwegen werden diese Flächen oftmals abgeflammt. Bei schwer zugänglichen Flächen geschieht die Beikrautregulierung mechanisch. Um Schadnager zu regulieren, werden Fallen aufgestellt.

Produktion

Zukauf von Pflanzenvermehrungsmaterial

Wenn das Pflanzenvermehrungsmaterial nicht selbst produziert wird, kann von anderen bio-zertifizierten Betrieben Bio-Pflanzenvermehrungsmaterial zugekauft werden. Konventionelles, vegetatives Pflanzenvermehrungsmaterial kann unter bestimmten Bedingungen eingesetzt werden, hingegen konventionelles, generatives Pflanzenvermehrungsmaterial nur unter bestimmten Bedingungen bei mehrjährigen Arten.

Grund- oder Punktdüngung

Eine organische Grundbevorratung mit bio-konformen organischen und mineralischen Düngern wird den Substraten beigemischt. Neben Stickstoff-, Phosphor- und Kalium-Düngern werden bei einigen Kulturen auch Spurenelementdünger (z. B. bei eisenbedürftigen Sorten und Arten) bereits mit dem Substrat vermengt. Zudem werden bei einigen Betrieben nicht aufgedüngte Substrate (sogenannte Null-Substrate) eingesetzt, bei denen der Dünger erst beim Topfen (z. B. Punktdüngung an der Topfmaschine) eingemischt wird.

Topfen

Das Vermehrungsmaterial, z. B. bewurzelte Stecklinge, Setzlinge, Sämlinge, (siehe Produktionsprozess » vegetative und » generative Vermehrung), wird üblicherweise mit aufgedüngtem bio-konformem Substrat getopft (händisch oder Topfmaschine). Eine Direktsaat in den Endverkaufstopf erfolgt in der Regel nicht. 

Wurden die Pflanzen in abbaubare Vliestöpfe oder andere abbaubare Materialien gesteckt, werden diese immer mitgetopft, da sie dann verrotten. Zudem können mittlerweile unterschiedliche Topfmaterialien (Recycling, abbaubare Töpfe usw.) zum Einsatz kommen. Übliche Topfgrößen sind 9 cm oder 13 cm im Durchmesser. Im Anschluss werden die Kulturen zum Start mit Mikroorganismen und anderen Pflanzenstärkungsmitteln angegossen. Das Substrat zum Topfen wird von Substratherstellern gemischt (meistens individuelle Mischungen). Nur wenige Betriebe mischen Ihr Substrat komplett selbst oder fügen Dünger oder Kompost selbst hinzu. Als letzter Schritt wird beim Topfen die Substratoberfläche - vor allem bei Kulturen mit längeren Kulturzeiten - mit bestimmten Materialien wie Holz und Pinienrinde gemulcht. Dies ist allerdings bei Beet- und Balkonpflanzen nicht üblich.

Gießen

Die Kulturen werden regelmäßig mit Wasser gegossen (mit Stadtwasser und/oder Regenwasser, Brunnenwasser). Hier gibt es verschiedene Gießtechniken wie z. B. Ebbe-Flut, von oben mit Düsen, das Nutzen von Gießwägen oder händisches Gießen mit einer Brause. Das Wasser kann dazu aufbereitet werden. Hier sind verschiedene Methoden zur Wasserdesinfektion, Filterung und Wasseraufbereitung möglich. Die meisten Betriebe bringen auch regelmäßig Ihre Pflanzenstärkungsmittel zusammen mit der Bewässerung aus.

Nachdüngung

Einerseits werden je nach Bedarf bio-konforme Flüssigdünger, z. B. mithilfe eines Dosierungsgerätes im Gießwasser, ausgebracht. Außerdem kann man über die Bewässerung Brühen, Jauchen und Tees (z. B. Komposttee, Beinwelljauche, bio-dynamische Präparate) zuführen. Andererseits können bio-konforme, feste Dünger zur Nachdüngung mechanisch oder händisch ausgebracht werden. Zusätzlich kann es je nach Bedarf der Kultur notwendig sein, mit bio-konformen Spurenelementen zu düngen.

Belichtung/Schattierung

Ggf. wird in der dunklen Jahreszeit eine Belichtung und in den Sommermonaten eine Schattierung notwendig.

Vorbeugender Pflanzenschutz

In der weiteren Kulturführung werden regelmäßig Nützlinge als Gegenspieler von Schädlingen eingesetzt und Schädlingsmonitorings, z. B. mithilfe von Leimfallen, durchgeführt. Dabei werden Nützlinge mit unterschiedlichen Methoden ausgebracht. Während Nematoden gegossen werden, können parasitische Wespen und Ähnliches in einer offenen Zucht vermehrt werden. Weitere Nützlinge können beispielsweise in Streugranulat ausgebracht werden. Zudem können Nützlinge etwa mit Rohrkolbenpollen oder Blühstreifen an den und in den Treibhäusern gefüttert werden. 

Außerdem werden Pflanzenstärkungsmittel, Bodenhilfsstoffe, Pflanzenhilfsmittel und Biostimulanzien zur Stärkung der Pflanzen eingesetzt. 

Diese Mittel werden gespritzt, vernebelt oder mit entsprechender Gießtechnik gegossen. Auch die Klimaführung ist ein wichtiger Faktor zur Gesunderhaltung der Pflanzen.

Direkter Pflanzenschutz

Ein direkter Pflanzenschutz gegen Krankheiten (v. a. Pilzkrankheiten wie Falscher und Echter Mehltau, Botrytis oder bodenbürtige Krankheiten wie Phytophthora, Phytium) und Schädlinge (v. a. Läuse, Thripse, Trauermücken) findet bei Befall entweder flächendeckend oder in einer Herdbehandlung mit bio-konformen Pflanzenschutzmitteln und entsprechend möglichen Zusatzstoffen statt. Oftmals sind nur Herdbehandlungen basierend auf einem regelmäßigen Schädlingsmonitoring im Bestand nötig. Des Weiteren können bio-konforme Grundstoffe, die als Lebensmittel im Sinne der Verordnung gelten, zum direkten Pflanzenschutz eingesetzt werden. Gemäß Pflanzenschutzgesetz dürfen Pflanzenschutzmittel und Grundstoffe i. d. R. nur gespritzt werden, wobei einige wenige auch gegossen werden dürfen. Außerdem ist es möglich, Schädlinge mit Leimfallen abzufangen.

Rechtsgrundlage der EU-Bio-Verordnung

Der Einsatz von chemisch-synthetischen Hemmstoffen zum Kompakthalten der Pflanzen ist im Bio-Anbau nicht möglich. Daher müssen andere Maßnahmen und Methoden angewandt werden, z. B. die folgenden:

  • Dichter Stand der Töpfe zu Beginn
  • Mehrmaliges Auseinanderrücken der Töpfe
  • Idealer Topftermin
  • Temperaturführung (Cool Morning und Temperatur-Differenz)
  • Stutzen der Pflanzen/Entblättern
  • Bio-konforme, organische und mineralische Düngung (u. a. silizium- und kaliumsulfathaltige Dünger)
  • Kompostanteil im Substrat erhöhen
  • Pflanzenstärkungsmaßnahmen
  • Trockenere Kulturführung
  • Erneutes Umtopfen
  • Mechanisches Kompakthalten mit Streichelwagen und Luftreiz
  • Anpassen der Belichtung

Eine Einschränkung in der Temperaturführung und der Energiequelle wird von der EU-Bio-Verordnung nicht vorgegeben.

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