Produktionsprozess von Gehölzen (Bäume und Sträucher)

Fertigware im Container (Freiland und Gewächshaus)

Hygiene und Desinfektion (vor der Produktion)

Die Flächen, die Gewächshauskonstruktionen, die Töpfe oder die Multiplatten/Trays, das Arbeitsmaterial und die Tische werden vor dem Anbau der Kultur üblicherweise desinfiziert. Häufig werden die Tische und weitere Anbauflächen am Boden entweder anstatt oder nach der Desinfektion mit Mikroorganismen belebt. Das Beikraut auf Wegen und unter Tischen im Gewächshaus kann durch ein Heißwasser(-schaum)gerät (mit oder ohne Schaum z. B. mit Maisstärke und Kokosöl), durch ein Abflammen oder durch mechanische Anwendungen reguliert werden. Eine Regulierung von Schadnagern wird oftmals mit Fallen durchgeführt. Manche Betriebe halten Laufenten zur Schneckenkontrolle.

Wiederverwendbare Töpfe und Container können beispielsweise mit einer Topfwaschmaschine mit Hochdruckwasser gereinigt und anschließend desinfiziert werden. Bei den meisten Betrieben werden die Töpfe und Container mittlerweile jedoch gedämpft.

Produktionsstufen

Topfen

Vermehrungsmaterial wie bewurzelte Stecklinge, Steckhölzer und Sämlinge wird oftmals mit aufgedüngtem bio-konformem Substrat in Töpfe oder Container getopft (händisch oder mechanisch mit Topfmaschinen). Bei Gehölzen in einem Topfvolumen ab etwa 3 Litern spricht man von Containern. Im Durchschnitt sind die Container bzw. Töpfe für Gehölze zwischen 3 und 10 Liter groß. Für Bäume oder Solitärgehölze gibt es auch Container bis zu 100 Liter. Zudem können mittlerweile unterschiedliche Topfmaterialien (Recycling, abbaubare Töpfe usw.) zum Einsatz kommen. Im Anschluss daran werden die Kulturen zum Start mit Mikroorganismen und anderen Pflanzenstärkungsmitteln angegossen. 

Das Substrat zum Topfen wird von Substratherstellern gemischt (meistens individuelle Mischungen). Nur wenige Betriebe mischen ihr Substrat komplett selbst oder fügen den Dünger selbst hinzu.

Bei nicht gedüngtem oder leicht aufgedüngtem Substrat können manche Betriebe an der Topfmaschine individuell Dünger in jeden Topf ablegen.

Mulchen

Damit kein Beikraut in den Töpfen wächst, wird das Substrat meistens im Topf mit z. B. Pinienrinde, Holz oder Reisspelzen abgestreut oder mit Kokosscheiben abgedeckt.

Aufstellen

Die Pflanzen werden i. d. R. auf Flächen am Boden gestellt. Der Flächenaufbau der Containerkulturfläche ist von Betrieb zu Betrieb sehr unterschiedlich. Meistens sind die Kulturflächen mit einer Folie und/oder einem Bändchengewebe ausgelegt. Je nach Untergrund der Fläche ist diese entweder mit Lava, Schotter und/oder einer Sandschicht mit einem Bändchengewebe und/oder Folie oder auch aus Beton aufgebaut. Auch im Wassermanagement gibt es verschiedene Systeme: Entweder wird das Wasser gar nicht aufgefangen oder aufgefangen und wieder verwendet, z. B. mit einer Anlage mit Abwasserteich, Sandfilter und Reinwasserteich. 

Grund- oder Punktdüngung

Den Substraten wird eine organische Grundbevorratung mit bio-konformen organischen und mineralischen Düngern beigemischt. Neben Natrium-, Phosphor- und Kaliumdüngern werden bei einigen Kulturen auch Spurenelementdünger (z. B. bei eisenbedürftigen Sorten und Arten) in das Substrat gemischt. Bei einigen Betrieben werden auch nicht aufgedüngte Substrate (sogenannte Null-Substrate) eingesetzt und der Dünger erst beim Topfen  zugemischt (z. B. mit Punktdüngung an der Topfmaschine).

Substrat

Die Substratzusammensetzung richtet sich immer nach den Gegebenheiten im Betrieb und dem Bedarf der Kulturen. Neben Torf werden Kompostanteile und weitere bio-konforme Zuschlagstoffe (z. B. Kokos, Holzfaser usw.) eingesetzt. Alternativ sind mittlerweile auch torffreie Substrate möglich.

Pflanzenvermehrungsmaterial

Wenn das Pflanzenvermehrungsmaterial nicht selbst produziert wird, kann von anderen bio-zertifizierten Betrieben Bio-Pflanzenvermehrungsmaterial zugekauft werden. Konventionelles, vegetatives Vermehrungsmaterial kann mit einem Nicht-Verfügbarkeitsnachweis und einer Ausnahmegenehmigung eingesetzt werden. Bei generativem Vermehrungsmaterial hingegen ist dies nur bei mehrjährigen Kulturen möglich.

Gießen

Die Kulturen werden regelmäßig mit Wasser gegossen (Stadtwasser und/oder Regenwasser, Brunnenwasser). Hier gibt es verschiedene Gießtechniken wie Ebbe-Flut, von oben mit Düsen, das Nutzen von Gießwägen oder händisches Gießen mit der Brause. Bei Baumschulkulturen werden die Container meistens gezielt mit speziellen Tropfbewässerungssystemen bewässert. Das Wasser kann dazu aufbereitet werden. Hier sind verschiedene Methoden zur Wasservitalisierung oder Wasserdesinfektion möglich (z. B. mechanische Filtration mit Sand, thermische Erhitzung).

Nachdüngung

Je nach Bedarf werden Flüssigdünger z. B. mithilfe eines Dosierungsgeräts (z. B. Dosatron) im Gießwasser ausgebracht. Außerdem kann man über die Bewässerung Brühen, Jauchen und Tees (z. B. Komposttee, Beinwelljauche, bio-dynamische Präparate) zuführen. Zusätzlich kann es je nach Bedarf der Kultur notwendig sein, mit bio-konformen Spurenelementen oder festen Düngern (händisch oder mechanisch) zu düngen.

Die Pflanzen werden mehrfach während der Kultur in Form geschnitten (z. B. mit einer Heckenschere, Schere usw.). Zudem werden die Pflanzen je nach Zuwachs immer wieder auf einen bestimmten Abstand gerückt. Des Weiteren müssen viele Pflanzen angebunden, geheftet oder gestäbt werden. Letzteres bedeutet, dass man die Pflanze entweder mit Bindeband/Kabelbinder oder mithilfe einer Bindezange und entsprechendem Kunststoffband an einen Stab befestigt.

Nach 2 Jahren können die Pflanzen ggf. noch einmal in einen größeren Container umgetopft werden. Dabei müssen eventuell entstandene Ringwurzeln im Wurzelballen mit einem Messer aufgetrennt werden. So kann sich das Wurzelwerk wieder neu entwickeln. 

Damit keine Ringwurzeln entstehen, sollten die Pflanzen frühzeitig in einen größeren Container umgetopft werden.

Vorbeugend

Nützlinge können mithilfe von Blühstreifen etabliert werden. Im Gehölzbereich werden zusätzlich Pflanzenstärkungsmittel und Bodenhilfsstoffe zur Stärkung der Pflanzen eingesetzt. 

Pflanzenstärkungsmittel werden mit entsprechender Technik gespritzt, vernebelt oder gegossen. 

Direkt

Ein direkter Pflanzenschutz gegen Krankheiten (v. a. Pilzkrankheiten wie Falscher und Echter Mehltau, Botritis oder bodenbürtige Krankheiten wie Phytophtora, Phytium) und Schädlinge (v. a. Läuse, Thripse, Trauermücken) findet bei Befall entweder flächendeckend oder in einer Herdbehandlung mit bio-konformen Pflanzenschutzmitteln und entsprechend möglichen Zusatzstoffen statt. Des Weiteren können bio-konforme Grundstoffe, die als Lebensmittel im Sinne der Verordnung gelten, zum direkten Pflanzenschutz eingesetzt werden. Gemäß dem Pflanzenschutzgesetz dürfen Pflanzenschutzmittel und Grundstoffe i. d. R. nur gespritzt werden, wobei einige wenige auch gegossen werden dürfen.

Rechtsgrundlage der EU-Bio-Verordnung
Gehölze und Bäume, Produktion in Containern