Vermehrungsprozess von Gehölzen (Bäume und Sträucher)

Generative Produktion von Ausgangsmaterial, sämlingsvermehrt

Vermehrungsstufen

Ernte

Häufig werden die Samen oder Sämlinge von Spezialbetrieben zugekauft. Manche Baumschulen ernten jedoch das Saatgut von einem Teil ihres Sortiments selbst (z. B. fruchtende Hecken und Sträucher). Hierbei werden vollreife Früchte der Gehölze geerntet.

Reinigung

Die Samen werden von den trockenen Früchten durch Reiben oder Klopfen von der Hülle getrennt. 

Mit Fruchtfleisch umhüllte Früchte werden leicht zerdrückt und angerottet, damit sich das Fruchtfleisch und die Samen besser voneinander trennen lassen. Zapfen werden kurz erhitzt, damit die Schuppen sich öffnen und die Samen herausfallen.

Trocknung und Lagerung

Nur bei wenigen Sorten werden die Samen direkt ausgesät. Viel häufiger werden die Samen nach der Reinigung zunächst getrocknet. Anschließend erfolgt eine Trockenlagerung (auf Haufen, in Gläsern, in Säcken usw.) oder die Samen werden stratifiziert (d. h. die Keimruhe bei den Samen wird z. B. durch Frost, durch Anritzen der Samenschale u. a. gebrochen).

Rechtsgrundlage der EU-Bio-Verordnung
Bodenverbesserung

Zur Bodenverbesserung wird häufig Kompost eingearbeitet. Zusätzlich sollte die Bodengüte (d. h. die Struktur, Durchwurzelung und Belebung) durch eine Spatenprobe analysiert werden. Ziel der Bodenverbesserung ist eine lebendverbaute Krümelstruktur mit einem vielfältigen Bodenleben. Dies wird erreicht, erhalten oder gefördert durch eine durchgehende Begrünung und die aktive Durchwurzelung des Bodens in Interaktion mit einem diversen Bodenleben. Letzteres setzt sich aus Bakterien, Pilzen, Einzellern, Vielzellern, Arthropoden, Nematoden, Regenwürmern sowie hohen bodenwühlenden Tieren zusammen. 

Grundbodenbearbeitung

Eine Grundbodenbearbeitung findet z. B. mit Feingrubber, Rüttel- und Kreiselegge, Bodenfräse, Handgrubber oder Spatenmaschine statt. 

Gründüngung

Eine Gründüngung wird i. d. R. im Herbst, insbesondere zur Bodenpflege während der Winterbrache, ausgesät. Hierzu eignen sich Kleegras- oder andere Gründungungsmischungen, um Nährstoffe zu fixieren und Humus im Boden anzureichern.

Startdüngung im Frühjahr

Vor der Pflanzung können Mist (v. a. Pferde- und Rindermist) oder andere organische Düngemittel ausgebracht werden. Vorhandene Gründungungen werden in den Boden eingearbeitet. Vor der Aussaat im Frühjahr kann die Fläche nach Bedarf z. B. mit Hornspänen, Hornmehl oder Schafwolle organisch gedüngt werden.

Pflanzbeetvorbereitung

Beikraut lässt sich vorbeugend z. B. durch ein falsches Saatbeet regulieren. Damit kann der Samenvorrat 1-jähriger Samenbeikräuter schon vor der Aussaat im Oberboden erheblich reduziert werden. 

Sofortaussaat im Sommer oder Herbst

Nach der Ernte im Sommer oder Herbst werden die Samen nach entsprechender Behandlung direkt ausgesät.

Frühjahrsaussaat

Nach der Ernte im Sommer oder Herbst werden die Samen behandelt, gelagert und im nächsten Frühjahr ausgesät.

Aussaat 1 bis 1,5 Jahre nach Ernte

Bei manchen Bäumen und Sträuchern muss das Saatgut stratifiziert werden und wird im folgenden Herbst oder Frühjahr ausgesät.

Direktsaat

Das Saatgut wird hauptsächlich in einer Reihe mit entsprechenden Sähilfen oder bei kleinen Flächen händisch ausgesät und angegossen. Wenn die Aussaat unter Glas stattfindet und wenn feinkörnige, langsam wachsende Arten gesät werden, wendet man die Breitsaat an. Die Samen werden dabei etwa 1 bis maximal 5 cm tief abgelegt und oftmals mit Sand oder Sägespänen abgedeckt.

Aussaat in Multitopfplatten oder Schalen

Die Sämlinge in Multitopfplatten werden im Folientunnel oder im Gewächshaus (siehe » Vermehrung Anbau im Topf/Container) vorgezogen und dann mit Pflanzmaschinen ins Freiland gepflanzt.

Rechtsgrundlage der EU-Bio-Verordnung
Auflaufen

Je nach Temperatur keimen die Samen etwa 2 Monate nach der Aussaat. Um die Sämlinge vor Spätfrost und Sonne zu schützen, können sie mit Abdeckvlies oder Schattiertunneln bedeckt werden.

Düngen

Je nach Bedarf der Kulturen wird im Frühsommer nachgedüngt, z. B. mit flüssigen organischen Düngern über die Bewässerung.

Gießen

Die Kulturen werden regelmäßig mit Wasser gegossen (mit Stadtwasser und/oder Regenwasser, Brunnenwasser). Hier gibt es verschiedene Gießtechniken, wie z. B. den Gießwagen, das händische Gießen mit der Brause, die Nutzung von Tropfschläuchen u. a. Das Wasser kann dazu aufbereitet werden. Hier sind verschiedene Methoden zur Wasserdesinfektion, Filterung und Wasservitalisierung möglich. 

Vorbeugender Pflanzenschutz

Nützlinge können mithilfe von Blühstreifen und vor allem wildgehaltenen Bereichen (z. B. Hecken und Totholzhaufen) etabliert werden. Auch werden Pflanzenstärkungsmittel, Bodenhilfsstoffe und selbst hergestellte Jauchen und Tees zur Stärkung und Düngung der Pflanzen eingesetzt. Diese Mittel werden mit entsprechender Technik regelmäßig ausgebracht. 

Pflanzenschutz direkt

Ein direkter Pflanzenschutz gegen Krankheiten und Schädlinge findet bei Befall entweder flächendeckend oder in einer Herdbehandlung mit bio-konformen Pflanzenschutzmitteln oder bio-konformen Grundstoffen statt.

Beikrautregulierung

Die Beikrautregulierung findet z. B. thermisch mit Abflammgeräten statt. Weitere Methoden sind das Mulchen (mit Mulchfolie, Bändchengewebe, Stroh und anderem Material) sowie das mechanische (Motor- oder Radhacken) und manuelle Jäten (Handjäter, Handhacken usw.).

Rodung der Pflanzen und Verkauf an weitere Baumschulen

Die Pflanzen werden nach dem 1. Kulturjahr gerodet und als 1-jährige Sämlinge (Abkürzung: 1-j. S. 1/0) oder nach einem weiteren Standjahr auf der gleichen Fläche als 2-jährige Sämlinge (Abkürzung: 2-j. S. 2/0) weiterverkauft.

Verschulung der Pflanzen im Spätsommer oder Herbst

Der 1- oder 2-jährige Sämling kann auch zur Weiterkultur auf einer anderen Fläche aufgeschult werden (siehe » Weiterkultur).

Unterschneiden der Pflanzen

Das Unterschneiden der Wurzeln im Spätsommer ist bei einigen Laub- und Nadelgehölzen von Bedeutung. Dies erzeugt ein kleinräumig kompaktes Feinwurzelsystem, damit beim späteren Verpflanzen/Roden weniger Wurzelverletzungen und Trockenschäden entstehen.

Topfen in Töpfe oder Container

1-jährige Sämlinge werden in Töpfe oder direkt in Container eingetopft und weiterkultiviert (siehe »  Produktionsprozess Containerkultur).

Gehölze und Bäume, Vermehrung generativ