Produktion von Schnittstauden (mehrjährige Schnittblumen, vegetativ und generativ vermehrt)

im Freiland und im geschützten Anbau

Bodenverbesserung

Zur Bodenverbesserung wird häufig Kompost eingearbeitet. Zusätzlich sollte die Bodengüte (d. h. die Struktur, Durchwurzelung und Belebung) durch eine Spatenprobe analysiert werden. Ziel der Bodenverbesserung ist eine lebendverbaute Krümelstruktur mit einem vielfältigen Bodenleben. Dies wird erreicht, erhalten oder gefördert durch eine durchgehende Begrünung und die aktive Durchwurzelung des Bodens in Interaktion mit einem diversen Bodenleben. Letzteres setzt sich aus Bakterien, Pilzen, Einzellern, Vielzellern, Arthropoden, Nematoden, Regenwürmern sowie hohen bodenwühlenden Tieren zusammen. In einem möglichst diversen Fruchtwechsel werden vielfältige Zwischenfrüchte mit einer Mischsaat eingebaut. Wird eine neue Kultur eingepflanzt, sollte der Boden so gut wie möglich bedeckt gehalten werden. Dies kann entweder durch Kompost oder verschiedene Mulchmaterialien wie Stroh, Heu, Kleegras oder Silage geschehen. Auch gelochte Bändchengewebe sind möglich.

Weiterer Düngerbedarf kann durch organische Handelsdünger wie Hornspäne, Schafwollpellets, Soja- oder Kleepelletts u. a. ausgeglichen werden. Dennoch ist eine Düngeversorgung aus dem eigenen Betrieb stets anzustreben.

Grundbodenbearbeitung

Die Grundbodenbearbeitung findet mit Feingrubber, Rüttel- und Kreiselegge, Bodenfräse, Handgrubber oder Spatenmaschine statt. 

Die minimale Bodenbearbeitung ist für einige Betriebe attraktiv. Dabei bauen sie häufig Zwischenfrüchte wie Gründüngungsmischungen an, die mittels Kreiselegge oder Fräse eingearbeitet werden. Anschließend werden die Jungpflanzen in eine gezogene Furche (z. B. mit dem Rasenkantenschneider) gepflanzt.

Gründüngung

Eine Gründüngung wird i. d. R. im Herbst, insbesondere zur Bodenpflege während der Winterbrache, ausgesät. Hierzu eignen sich Kleegras- oder andere Gründungungsmischungen, um Nährstoffe zu fixieren und Humus im Boden anzureichern.

Startdüngung im Frühjahr

Vor der Pflanzung/Aussaat können Mist (v. a. Pferde- und Rindermist) oder andere organische Düngemittel ausgebracht werden. Vorhandene Gründungungen werden in den Boden eingearbeitet. Vor der Pflanzung/Aussaat im Frühjahr kann die Fläche nach Bedarf z. B. mit Hornspänen, Hornmehl oder Schafwolle organisch gedüngt werden.

Pflanzbeetvorbereitung

Beikraut lässt sich vorbeugend z. B. durch ein falsches Saatbeet regulieren. Damit kann der Samenvorrat 1-jähriger Samenbeikräuter schon vor der Aussaat im Oberboden erheblich reduziert werden. 2 bis 4 Wochen vor dem geplanten Saat- oder Pflanztermin sollte ein gleichmäßiges Saatbeet hergerichtet werden. Die Bodentemperatur sollte über 10 °C liegen und die Krume feucht und feinkrümelig sein, damit die Keimung angeregt wird. Nach ca. 8 bis 10 Tagen, wenn die Beikräuter sich im 2- bis 4-Blatt-Stadium befinden, sollten diese durch den Einsatz eines Striegels oder einer Egge in einer Tiefe von 3 bis 5 cm entwurzelt werden. Je nach Beikrautdruck lässt sich dieses Vorgehen auch wiederholen.

Die Beete sind 0,80 bis maximal 1,20 m breit, damit von beiden Seiten geerntet werden kann. Für die Wege dazwischen reicht eine Breite von 40 bis 60 cm. Diese Wege sind oftmals begrünt. Hier eignet sich beispielsweise der Rotschwingel als schwachwachsendes Gras.

Rechtsgrundlage der EU-Bio-Verordnung

Stauden sind ausdauernde Pflanzen und überdauern viele Jahre im Boden. Sie besitzen verschiedene Nährstoffspeicher wie Wurzeln, Rhizome, Knollen oder Zwiebeln. Stauden können aber auch generativ über ihre Samen vermehrt werden.

Pflanzung

Vegetatives Vermehrungsmaterial

Das vegetative Vermehrungsmaterial (Rhizome, Knollen und Zwiebeln) wird v. a. direkt gepflanzt. Bei einigen, beispielsweise stecklingsvermehrten Kulturen wird das Pflanzmaterial zunächst in Multiplatten vorgezogen (siehe » Vermehrungsprozess Stauden vegetativ).

Vorgezogene Sämlinge

Die Pflanzen werden im Gewächshaus vorgezogen und sollten, wenn sie ins Freiland gepflanzt werden, vorher abgehärtet werden. Anschließend werden die Sämlinge in Reihe mit einer entsprechenden Technik oder händisch gepflanzt (siehe » Vermehrungsprozess Stauden generativ) und angegossen.

Pflanztermine

Die Pflanzung im Frühjahr bietet sich bei Stauden an, die ohne Kältereiz im Verlauf des Jahres zur Blüte kommen. Frühjahrsblühende Stauden werden hingegen am besten im Spätsommer des Vorjahres gepflanzt.

Düngen

Je nach Bedarf der Kulturen wird im Frühsommer nachgedüngt, z. B. mit flüssigen organischen Düngern über die Bewässerung.

Gießen

Die Kulturen werden regelmäßig mit Wasser gegossen (mit Stadtwasser und/oder Regenwasser, Brunnenwasser). Hier gibt es verschiedene Gießtechniken wie den Gießwagen, das händische Gießen mit der Brause, das Nutzen von Tropfschläuchen u. a. m. Das Wasser kann dazu aufbereitet werden. Hier sind verschiedene Methoden zur Wasserdesinfektion, Filterung und Wasservitalisierung möglich. Zudem bringen die meisten Betriebe regelmäßig ihre Pflanzenstärkungsmittel zusammen mit der Bewässerung aus.

Stutzen und Pinzieren

Bei manchen Kulturen werden die Seitentriebe ausgebrochen oder gestutzt. Auch kann die Spitze pinziert werden. D. h. die Spitze wird herausgekniffen, damit sich die Pflanze mehr verzweigt.

Vorbeugend

Nützlinge können mithilfe von Blühstreifen etabliert werden. Auch werden im Schnittblumenbereich Pflanzenstärkungsmittel, Bodenhilfsstoffe und selbst hergestellte Jauchen und Tees zur Stärkung und Düngung der Pflanzen eingesetzt. 

Diese Mittel werden mit entsprechender Technik gespritzt, vernebelt oder gegossen und dabei regelmäßig mit der Bewässerung ausgebracht. 

Vorbeugend nur im geschützten Anbau

Nützlinge können als Gegenspieler von Schädlingen eingesetzt werden. Zudem ist ein regelmäßiges Schädlingsmonitoring, z. B. mithilfe von Leimfallen, sinnvoll. Um Nützlinge zu fördern, kann eine Fütterung der Nützlinge mit Rohrkolbenpollen und Blühstreifen an und in den Treibhäusern stattfinden. Zudem ist die Klimaführung ein wichtiger Faktor zur Gesunderhaltung der Pflanzen.

Direkt

Ein direkter Pflanzenschutz gegen Krankheiten und Schädlinge findet bei Befall entweder flächendeckend oder in einer Herdbehandlung mit bio-konformen Pflanzenschutzmitteln oder bio-konformen Grundstoffen statt. 

Beikrautregulierung

Die Beikrautregulierung findet z. B. thermisch mit Abflammgeräten statt. Weitere Methoden sind das Mulchen (mit Mulchfolie, Bändchengewebe, Stroh und anderem Material) sowie mechanische (Motor- oder Radhacke) oder manuelle Jätehilfen (mit Handjäter, Radhacke usw.).

Bei manchen Kulturen werden Netze waagrecht über den Kulturen angebracht, damit diese dort hineinwachsen können und somit einen festen Stand haben, aufrecht wachsen und nicht umknicken (z. B. bei langstieligen Blumen wie Chrysanthemen).

Rechtsgrundlage der EU-Bio-Verordnung
Ernte

Schnittreife Blumen werden mit Messern, Sicheln, Scheren und pneumatischen Astscheren bevorzugt abends oder morgens geschnitten.

Viele der Schnittstauden können bereits im 1. Jahr mit geringer Schnittlänge geerntet werden. Da sich die Stiele mancher Staudenarten ab dem 3. Jahr verdünnen und verkürzen, werden Schnittstaudenquartiere häufig alle 2 bis 3 Jahre erneuert. Zudem ist eine Verjüngung des Bestandes durch eine Teilung möglich. Bei manchen Stauden, etwa Pfingstrosen, können die Blumen erst ab dem 3. Anbaujahr geerntet werden. 

Mögliche Maßnahmen, um den Blühtermin beim Freilandanbau zu beeinflussen

Damit die Stauden mit einem regulären Blütetermin vor Juli früher zum Blühen kommen, können verschiedene Maßnahmen zum Einsatz kommen, z. B. das zeitige Überbauen der Freilandfläche mit Folientunneln, Fliesabdeckungen oder Flachfolien. Eine Verzögerung der Blüte kann bei manchen Schnittstaudenkulturen durch einen Rückschnitt erreicht werden.

Herrichten für den Verkauf

Die Schnittblumen werden entweder händisch oder maschinell auf gleiche Länge gekürzt und die unteren Blätter entfernt. Die Schnittblumen werden gebündelt oder zu einem Strauß gebunden. Anschließend werden diese in Eimer mit Wasser aufgestellt und, falls vorhanden, im Kühlraum gelagert. Des Weiteren können die Blumen zu Kränzen aufbereitet werden.

Frischhaltemittel

Einige Betriebe verwenden bio-konforme Frischhaltemittel in den wassergefüllten Eimern. 

Trocknung der Blumen

Eine Trocknung der Blumen findet im Lager, im Folienhaus oder mit Solartrocknung statt. Hierzu werden die meisten Blumen zunächst kopfüber aufgehängt getrocknet. Anschließend können die Blumen zu Trockenkränzen und -sträußen für den Verkauf hergerichtet werden.

Einige Stauden benötigen ab dem Herbst einen Winterschutz, etwa aus Stroh oder anderen Mulchmaterialien. Je nach Kultur werden die Bestände bereits im Herbst oder im frühen Frühjahr abgeräumt. 

Manche Schnittstauden wie Dahlien vertragen keinen Frost. Hier müssen die Knollen im Herbst gerodet und in trockenen frostfreien Räumen - manchmal in mit Sand gefüllten Kisten - gelagert werden. Hier muss die Temperatur und Luftfeuchtigkeit entsprechend kontrolliert werden.

Produktion mehrjähriger Schnittstauden (vegetativ und generativ)