
Anbauprozess Weihnachtsbäume im gewachsenen Boden
Anbaustufen (auf bio-zertifizierten landwirtschaftlichen Flächen)
Anbauzeit
Die gesamte Anbauzeit umfasst 8 bis maximal 12 Jahre nach der Pflanzung.
Video des Anbauprozesses der Initiative Bioweihnachtsbaum bei YouTube (2.03 min): www.youtube.com/watch?v=gSpsuzCkbj4
Bodenvorbereitung
Düngen und Bodenbearbeitung (vor der Produktion)
Bodenverbesserung
Zur Bodenverbesserung wird häufig Kompost eingearbeitet. Zusätzlich sollte die Bodengüte (d. h. die Struktur, Durchwurzelung und Belebung) durch eine Spatenprobe analysiert werden. Ziel der Bodenverbesserung ist eine lebendverbaute Krümelstruktur mit einem vielfältigen Bodenleben. Dies wird erreicht, erhalten oder gefördert durch eine durchgehende Begrünung und die aktive Durchwurzelung des Bodens in Interaktion mit einem diversen Bodenleben. Letzteres setzt sich aus Bakterien, Pilzen, Einzellern, Vielzellern, Arthropoden, Nematoden, Regenwürmern sowie hohen bodenwühlenden Tieren zusammen.
Grundbodenbearbeitung
Eine Grundbodenbearbeitung findet z. B. mit Feingrubber, Rüttel- und Kreiselegge, Bodenfräse, Handgrubber oder Spatenmaschine statt.
Gründüngung
Eine Gründüngung wird i. d. R. im Herbst, insbesondere zur Bodenpflege während der Winterbrache, ausgesät. Hierzu eignen sich Kleegras- oder andere Gründungungsmischungen, um Nährstoffe zu fixieren und Humus im Boden anzureichern.
Startdüngung im Frühjahr
Vor der Pflanzung können Mist (v. a. Pferde- und Rindermist) oder andere organische Düngemittel ausgebracht werden. Vorhandene Gründungungen werden in den Boden eingearbeitet. Vor der Pflanzung im Frühjahr kann die Fläche nach Bedarf z. B. mit Hornspänen, Hornmehl oder Schafwolle organisch gedüngt werden.
Pflanzbeetvorbereitung
Beikraut lässt sich vorbeugend z. B. durch ein falsches Saatbeet regulieren. Damit kann der Samenvorrat 1-jähriger Samenbeikräuter schon vor der Aussaat im Oberboden erheblich reduziert werden. 2 bis 4 Wochen vor dem geplanten Saat- oder Pflanztermin sollte ein gleichmäßiges Saatbeet hergerichtet werden. Die Bodentemperatur sollte über 10 °C liegen und die Krume feucht und feinkrümelig sein, damit die Keimung angeregt wird. Nach ca. 8 bis 10 Tagen, wenn die Beikräuter sich im 2- bis 4-Blatt-Stadium befinden, sollten diese durch den Einsatz eines Striegels oder einer Egge in einer Tiefe von 3 bis 5 cm entwurzelt werden. Je nach Beikrautdruck lässt sich dieses Vorgehen auch wiederholen.
Produktionsstufen
Pflanzen der Sämlinge (im Herbst oder Frühjahr)
Die Sämlinge werden von den Weihnachtsbaumbetrieben überwiegend zugekauft.
Obwohl der Herbst die beste Pflanzzeit ist, werden Weihnachtsbäume teilweise auch im Frühjahr gepflanzt. Allerdings kann in diesem Zeitraum eine mögliche Frühjahrstrockenheit problematisch werden. Generell ist es wichtig, dass die wurzelnackten Sämlinge feucht gehalten werden. Hierfür kann man die 3- bis 4-jährigen wurzelnackten Sämlinge mehrere Stunden in klares Wasser tauchen oder diese direkt nach der Anlieferung pflanzen. Außerdem kürzen einige Betriebe die Wurzeln der Sämlinge vor der Pflanzung auf etwa 15 bis 20 cm ein.
Manche Anbauer:innen pflanzen auch Containerware. (Produktionsprozess siehe unter » Produktion im Container/Baumschule)
Die Sämlinge werden in einem Pflanzabstand von 1,20 x 1,20 m ausgebracht, wobei der Abstand je nach Beikrautregulierungstechnik variieren kann. Das Pflanzen kann entweder mit einer Pflanzmaschine oder händisch, beispielsweise mit Hohlspaten oder Erdbohrern, erfolgen. Meistens lässt man die Flächen daraufhin ruhen, damit sie sich spontan selbst begrünen. Zusätzlich säen manche Betriebe dort, wo nicht gemäht wird, Blühmischungen in die Fahrgassen ein. Bei Klee hat sich der Weißklee als besonders schnitt- und selbstverträglich herausgestellt, auch wenn Weißklee massiven Aufwuchs hervorbringen und damit Mäuse anlocken kann. Bei Gräsern sollten keine Arten gewählt werden, die besonders schnell nach dem Schnitt wieder Masse bilden (z. B. Weidelgras). Daher eignet sich Rotschwingel gut. Außerdem ist es möglich, die Untersaat erst dann zu säen, wenn im Herbst 2- bis 3-mal gestriegelt wurde.
Viele Betriebe arbeiten zudem auch mit Nütztlingsstreifen zwischen der Kultur.
Rechtsgrundlage der EU-Bio-Verordnung
Beikrautregulierung und Bewässerung (kontinuierlich)
Beikrautregulierung
Die Beikrautregulierung erfolgt meistens mechanisch mit Tastmulchern, Mähwerken oder Hackmaschinen und anschließender händischer Nachmahd. Zudem wird zwischen den Reihen häufig mit verschiedenen Materialien gemulcht. Das Beikraut zwischen den Bäumen muss regelmäßig beseitigt werden. Um das Beikraut kurzzuhalten,werden die Flächen oft von Schafen der Rasse Shropshire beweidet, welche die Bäume nicht fressen. Trotz dieser Beweidung, muss die Fläche bis zu 3-mal jährlich gemäht werden.
Bewässerung
Einige Betriebe können die Flächen bewässern, wofür Bewässerungsanlagen (Kreiselregner, Tröpfchenbewässerung, usw.) genutzt werden. Dies ist v. a. dann sinnvoll, wenn das Risiko für Spätfrost und Trockenheit hoch ist.
Rechtsgrundlage der EU-Bio-Verordnung
Düngung und Pflanzenschutz (kontinuierlich)
Düngung
In den ersten 3 Jahren ist häufig keine Düngung notwendig, da die Grunddüngung im Boden ausreicht. Spätestens ab dem 4. Jahr wird die Fläche mit organischen Düngern wie Haarmehlpellets sowie mit mineralischen Mitteln wie Kalimagnesia, Kalisulfat, Gesteinsmehl, Kalk und Magnesium gedüngt. Je nach Bedarf kann im seltenen Fall im Sommer mit Vinasse flüssig nachgedüngt werden. Wenn bei einer Nadeluntersuchung ein Mangel nachgewiesen wird, können auch natürliche Spurenelementdünger eingesetzt werden, welche über die Nadeln gespritzt werden.
Pflanzenschutz
Um die Weihnachtsbäume vor Hagel und Wind zu schützen, können zwischen den Bäumen höherwachsende Bäume wie Balsampappeln gepflanzt werden. In manchen Beständen gibt es vermehrt Probleme mit Rötel- und Wühlmäusen. Hier ist ausschließlich eine mechanische Abwehr, das Abfangen mit Fallen oder die Förderung von Fraßfeinden (z. B. durch das Anbringen von Sitzstangen für Greifvögel) erlaubt (siehe » Nagerregulierung/Pflanzenschutz).
Schädlinge wie Tannentrieblaus, Gallmilbe oder Rüsselkäfer sowie diverse Pilzinfektionen können mit Pflanzenschutzmitteln, die für den Bio-Anbau zugelassenen sind, reguliert werden. Hauptschädling beim Anbau von Weihnachtsbäumen ist die Tannentrieblaus. Die Läuse überwintern unter Wachsausscheidungen am Stamm und saugen ab Mitte Mai an den jungen Nadeln. Dadurch krümmen sich die Nadeln und fallen schließlich ab. Daher ist eine frühzeitige Befallskontrolle nötig, wobei befallene Triebe konsequent abgeschnitten und beseitigt werden müssen. Allerdings wird das in der Praxis kaum gemacht, da es die Wuchsform des Baums erheblich beeinflusst. Stattdessen findet eine Regulierung mit bio-konformen Pflanzenschutzmitteln, v. a. Kaliseife oder Rapsölpräparaten, und Grundstoffen statt, welche durch eine Pflanzenschutzmittelspritze ausgebracht werden. Auch Pflanzenstärkungsmittel und Mikroorganismen kommen in manchen Betrieben regelmäßig zur vorbeugenden Regulierung zum Einsatz.
Rechtsgrundlage der EU-Bio-Verordnung
Pflegemaßnahmen (kontinuierlich)
Jährlich werden die Bäume je nach Qualitätsansprüchen zugeschnitten. Dabei werden entweder einfache Korrekturmaßnahmen oder ein aufwändiger Formschnitt mit einer Rosenschere durchgeführt.
An der Spitze der Bäume werden häufig Sitzstangen für Vögel angebracht, damit diese nicht abbrechen kann. Alternativ kommen Windrädchen zum Einsatz, um die Vögel fernzuhalten.
Damit der Terminaltrieb in einem guten Verhältnis zum Rest des Baumes steht, wird dieser in seinem Wachstum reguliert. Hierzu wird die Rinde des Haupttriebs mit einer speziellen Zange geritzt. Diese Maßnahme unterbricht den Saftstrom, sodass der Terminaltrieb nicht mehr so stark weiterwächst.
Ernten und Sortieren (ab Mitte November)
Im Juli oder August des Verkaufsjahres werden die Bäume entsprechend ihrer Qualität etikettiert.
Darauffolgend werden die Bäume i. d. R. ab Mitte November nach ca. 8 bis 12 Standjahren mit einer Größe von 1,50 bis 2 m geerntet.
Die Bäume werden mit Motorsägen, Portalschleppern oder motorbetriebenen einachsigen Erntemaschinen geerntet. Bäume die nicht direkt abgesetzt werden, werden nach 1- bis 2-tägigem Ausgasen eingenetzt, nach Etikettenfarbe sortiert, palettiert und transportiert.
Vielfach findet eine Direktvermarktung der Bäume ab Hof oder Verkaufsstand statt. Auch bieten viele Betriebe den Kund:innen an, ihren Baum selbst direkt auf der Fläche kurz vor Weihnachten zu sägen.
Weitere Links
- https://www.oekolandbau.de/bio-im-alltag/bio-warenkunde/weihnachtsbaeume/
- https://www.bioweihnachtsbaum.info/
- https://www.oekolandbau.nrw.de/fachinfo/pflanzenbau/allgemeine-themen/bio-weihnachtsbaeume-aus-dem-bergischen-land
- https://www.oekolandbau.de/landwirtschaft/oekologischer-pflanzenbau/spezieller-pflanzenbau/weihnachtsbaumerzeugung/