Vermehrungsprozess von Weihnachtsbäumen

Generative Produktion von Ausgangsmaterial, sämlingsvermehrt

Vermehrungszeit

3 bis 4 Jahre Vermehrungszeit insgesamt, davon 2 Jahre im Saatbeet und 1 bis 2 Jahre im Verschulungsbeet

Vermehrungsstufen

Etwa 80 % der produzierten Weihnachtsbäume sind Nordmanntannen aus den Herkunftsgebieten Geogien und Russland (Kaukasus). Die restlichen Marktanteile setzen sich v. a. aus Blaufichte (15 % Marktanteil), Nobilistanne und Rotfichte zusammen. 

Das Saatgut wird überwiegend in Georgien geerntet, wofür die sogenannten Zapfenpflücker in 30 Meter hohe Bäume klettern. So wird das Saatgut ausschließlich aus Wildsammlungen gewonnen. Im Unterschied zu üblichen Gartenbaukulturen spricht man bei Nordmanntannen nicht von Sorten, sondern von Herkünften des Saatguts. Dabei unterscheiden sich die Herkünfte meist in der Wuchsform (breit oder schlank), dem Zeitpunkt des Austriebs (spätfrostgefährdet oder nicht), der Nadellänge und der Nadelfarbe. Nach der Ernte werden die Samen aus den Zapfen herausgelöst, gereinigt, auf Beschädigungen kontrolliert und, falls nötig, aussortiert. Zudem wird die Keimfähigkeit der Samen, die über die Qualität entscheidet, protokolliert. Anschließend werden die Samen exportiert, wobei die zertifizierten Samenhändler:innen auf einen fachgerechten Umgang mit der Ware achten.

Rechtsgrundlage der EU-Bio-Verordnung
Bodenverbesserung

Zur Bodenverbesserung wird häufig Kompost eingearbeitet. Zusätzlich sollte die Bodengüte (d. h. die Struktur, Durchwurzelung und Belebung) durch eine Spatenprobe analysiert werden. Ziel der Bodenverbesserung ist eine lebendverbaute Krümelstruktur mit einem vielfältigen Bodenleben. Dies wird erreicht, erhalten oder gefördert durch eine durchgehende Begrünung und die aktive Durchwurzelung des Bodens in Interaktion mit einem diversen Bodenleben. Letzteres setzt sich aus Bakterien, Pilzen, Einzellern, Vielzellern, Arthropoden, Nematoden, Regenwürmern sowie hohen bodenwühlenden Tieren zusammen. 

Grundbodenbearbeitung

Eine Grundbodenbearbeitung findet z. B. mit Feingrubber, Rüttel- und Kreiselegge, Bodenfräse, Handgrubber oder Spatenmaschine statt.

Gründüngung

Eine Gründüngung wird i. d. R. im Herbst, insbesondere zur Bodenpflege während der Winterbrache, ausgesät. Hierzu eignen sich Kleegras- oder andere Gründungungsmischungen, um Nährstoffe zu fixieren und Humus im Boden anzureichern.

Startdüngung im Frühjahr

Vor der Aussaat können Mist (v. a. Pferde- und Rindermist) oder andere organische Düngemittel ausgebracht werden. Vorhandene Gründungungen werden in den Boden eingearbeitet. Vor der Aussaat im Frühjahr kann die Fläche nach Bedarf z. B. mit Hornspänen, Hornmehl oder Schafwolle organisch gedüngt werden.

Pflanzbeetvorbereitung

Beikraut lässt sich vorbeugend z. B. durch ein falsches Saatbeet regulieren. Damit kann der Samenvorrat 1-jähriger Samenbeikräuter schon vor der Aussaat im Oberboden erheblich reduziert werden. 

Stratifizierung

Im März/April werden die Samen in den meisten Fällen bei den Saatguthändler:innen stratifiziert (d. h. die Keimruhe bei den Samen wird z. B. durch Frost, durch Anritzen der Samenschale u. a. gebrochen. Die Samen werden dadurch in einen Zustand kurz vor Keimung gebracht). Nach Aussortierung von v. a. toten und leeren Samen werden die stratifizierten Samen an die Baumschulen verkauft. Manche Baumschulen stratifizieren das Saatgut auch selbst. 

Aussaat Samen

Gegen Ende Mai werden die stratifizierten Samen in ca. 1 m breiten speziellen Saatbeeten ausgesät und mit einer dünnen Schicht Sand bedeckt.

Rechtsgrundlage der EU-Bio-Verordnung
Auflaufen

Je nach Temperatur keimen die Samen etwa 2 Monate nach der Aussaat. Um die Sämlinge vor Spätfrost und Sonne zu schützen, können sie mit Abdeckvlies oder Schattiertunnel bedeckt werden. 

Weiterkultur

Bewässerung, flüssige Nachdüngung, direkter und indirekter Pflanzenschutz, Beikrautregulierung (siehe » Produktionsprozess Weihnachtsbaum Fertigware).

Nach 2 Jahren werden die Sämlinge in Reihen umgepflanzt und können weitere 1 bis 2 Jahre weiterwachsen. Wegen möglichen Spätfrösten im Mai (die sogenannten „Eisheiligen“) wird oftmals eine Frostschutzberegnung durchgeführt, da bei Frostschäden an den Triebspitzen die Bäume unregelmäßig weiterwachsen. Wichtig ist, eine möglichst gleichmäßige Temperatur während der Jahreszeiten einzuhalten. Dies kann erreicht werden, indem man z. B. die Beete mit den jungen Pflanzen mit Planen überdeckt.

Die Pflanzen werden i. d. R. nach 3 bis 4 Jahren mit einem Klemmroder, bevorzugt im Herbst (je nach Bestellung der Pflanzen durch den Kunden/die Kundin), gerodet. Anschließend werden die wurzelnackten Sämlinge unterschiedlichen Alters nach Größe und Qualität sortiert und an die Weihnachtsbaumbetriebe weiterverkauft. Für gute Anwachsergebnisse sollten die Pflanzen so frisch wie möglich zu den Kund:innen geliefert werden. Um einen Wachstumsvorsprung gegenüber Beikräutern zu erhalten, ist es für Bio-Betriebe sinnvoll, 4 Jahre alte Sämlinge (15 bis 35 cm hoch) einzusetzen. In Trockenregionen sollten jüngere, kleinere Sämlinge verwendet werden, da sich durch die geringere Größe die Transpirationsfläche und damit auch der Wasserbedarf reduziert. Hier empfehlen sich 3-jährige Qualitäten, die einmal verschult wurden (2/1), oder 3-jährige Sämlinge (3/0). Insgesamt werden folgende Qualitäten des Weihnachtsbaum-Vermehrungsmaterials angeboten: 1-3/0er Pflanzen, 2/1, 2/2 Pflanzen.